Mittwoch, 9. März 2022

 

Auch im März wird die Sternwarte Gönsdorf noch geschlossen bleiben.

Sobald wir entsprechend der geltenden Coronamaßnahmen die Sternwarte für den Besucherverkehr öffnen können, werden wir dies hier bekanntgeben. Das Sternwartenteam steht in den Startlöchern und freut sich auf Ihren Besuch.

Doch nun folgen wir erstmal Josis's Blick in den Himmel...


ein mehr oder weniger erfreuliches Ereignis kündigt den neuen Sonnenfleckenzyklus an: Die private Raumfahrtfirma SpaceX verlor Anfang Februar 40 von 49 gestarteten Starlink-Satelliten. Auf der Höhe ihrer Umlaufbahn (220 – 350km) kam es zur Ausdehnung der oberen Atmosphärenschicht, der Thermosphäre, und damit zu einem erhöhten Luftwiderstand. Um nicht zu viel an Geschwindigkeit zu verlieren, wurden die Satelliten aerodynamisch ausgerichtet. Als man sie wieder in den Betriebszustand bringen wollte, verhinderte der Luftwiderstand diese Bewegung. Die für die Lagekorrektur zuständigen Motoren sind für einen relativ luftleeren Raum gebaut, indem es wenig Kraft fordert, den Satelliten zu drehen. Inmitten einer Atmosphäre mit erhöhter Dichte haben sie dagegen keine Wirkung. Die Geschwindigkeit der Satelliten und damit ihre Höhe verringerte sich weiter, bis sie in den unteren Atmosphärenschichten verglühten. Wie kam es zur Ausdehnung der Thermosphäre? Grund dafür war ein Sonnensturm. Sonnenstürme treten sehr oft auf und sind somit nicht ungewöhnlich. Solche mit großer „Windstärke“ lassen sich zum Teil sogar vorhersagen (= Weltraumwetter). Sie bestehen vor allem aus geladenen Teilchen, welche nur außerhalb des Erdmagentfeldes und damit bei sehr hohen Umlaufbahnen problematisch werden. Innerhalb des Magnetfeldes werden diese Teilchen von den Feldlinien abgelenkt. Somit waren sie für die Starlink-Satelliten auf ihrem niedrigen Orbit kein Problem.
Stattdessen kam mit diesem Sonnenstum extrem ultraviolette Strahlung (XUV). Diese Strahlung ist sehr energiereich und wird in der Thermosphäre fast vollständig absorbiert. Das ist der Hauptgrund, weshalb diese atmosphärische Schicht trotz ihrer Höhe (ab ca. 80km fängt sie an) sehr warm ist (zwischen 300°C nachts und 1700°C tagsüber).
Diese XUV-Strahlung ist zeitlich sehr variabel, d.h. ihre Intensität kann sich innerhalb weniger Minuten verändern und damit die Menge der von der Thermosphäre absorbierten Energie. Im Falle der Starlink-Satelliten führte die vom Sonnensturm „mitgebrachte“ XUV-Strahlung zu einer starken Erwärmung der Thermosphäre. Darauf dehnte diese sich aus. Die Satelliten waren von mehr Luft umgeben, was zu dem bereits erwähnten erhöhten Luftwiderstand führte.
Und was hat das mit dem Sonnenfleckenzyklus zu tun? Diese energiereiche Strahlung ändert sich nicht nur innerhalb von Minuten, sondern auch innerhalb von 11 Jahren. In diesem Zeitraum schwankt die Sonnenaktivität, die primär durch der Anzahl der Sonnenflecken ausgedrückt wird. Seit Dezember 2019 befindet sich die Sonne im 25. Zyklus, das heißt die Aktivität wird innerhalb der nächsten neun Jahre weiter ansteigen. Es ist also mit mehr Sonnenstürmen, mehr XUV-Strahlung aber auch mit mehr Sonnenflecken zu rechnen. Letztere wiederum lassen sich mit speziellen Sonnenteleskopen oder Sonnenschutzfolie beobachten. Damit gibt es auch für Sie und für uns wieder was zu gucken...
Sternenfreundliche Grüße, Josefine Liebisch
PS: Die Erwärmung der Thermosphäre geschieht unabhängig von einer menschlich verursachten Erwärmung der unteren Atmosphärenschichten. Sie kann nicht zur Begründung des Klimawandels herangezogen werden.


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