Was gibt’s Neues von der Sternwarte?
Über
Besuchergruppen freuen wir uns immer, so auch am 23.03.2024 von
ehemalige Geodäsiestudenten. Aus allen Teilen Deutschlands waren
sie angereist, um sich anlässlich ihres 30jährigen
Studienabschluss zu erkundigten, was aus „ihrer“ Sternwarte
geworden ist. Darüber haben wir gern berichtet.
Einen interessanten
Vortrag erlebten wir am 08.04.24 von Dr. Jan Vorberger, der uns auf
kurzweilige Art Einblicke in die Forschungsarbeit zum Aufbau der
Planeten gab.
Nun
widmen wir uns der Umgestaltung unseres Außengeländes. Die dafür
notwendige Baugenehmigung erhielten wir Anfang April.
Josi’s
Blick in den Himmel
Diesmal
widmet sie sich der Sonnenfinsternis. Am 8. April konnte von
Nordamerika aus eine totale Sonnenfinsternis (SoFi) beobachtet
werden. Das nahm ich zum Anlass, wieder etwas über dieses
astronomische Ereignis zu schreiben. Für einen Überblick über
dieses große Thema begann ich, den Wikipediaeintrag zu lesen.
Zwischen den ganzen Erklärungen darüber, was es für verschiedene
Arten von SoFis gibt, wie sie zustande kommen und wann und wo die
nächsten Finsternisse stattfinden, stolperte ich über einen kleinen
Eintrag über die Auswirkungen auf die Stromproduktion mit Solar- und
Windenergie. Das machte mich stutzig, hatte ich vorher noch nie über
diesen doch sehr einfachen Zusammenhang nachgedacht. In der weiteren
Recherche begegneten mir mehrere wissenschaftliche Artikel, die die
Auswirkungen von SoFis auf das Wetter und die Stromproduktion mit
diesen beiden Energieträgern untersuchten. Zum Beispiel wurde für
die SoFi am 20. März 2015 im Voraus modelliert, wie groß die
Einbußen in der Solarstromproduktion voraussichtlich sein werden.
Aufgeteilt nach den einzelnen, in der Finsterniszone liegenden
Ländern, wurde zum Beispiel für Deutschland bei einer Bedeckung von
76% eine Verringerung der Produktionsrate von bis zu 51% erwartet.
Neben der Menge des fehlenden Stroms ist auch die Menge, die pro
Minute weniger bzw. mehr eingespeist wird, relevant. Dieser Wert wird
als Gradient in Referenz um einen Normalwert in Megawatt (MW) pro
Minute angegeben. Für Deutschland lagen diese Werte damals bei -273
MW/min („fehlende“ Strommenge zum Zeitpunkt der maximalen
Bedeckung) bzw. bei 361 MW/min an „zu vielem“ Strom, als die
Produktion wieder anlief. Im Vergleich zu den anderen betroffenen
Ländern ergab das Platz eins. Dieser fehlende bzw. zu viel
produzierte Strom muss ausgeglichen werden, damit das Stromnetz nicht
zusammenbricht. Wie wäre es mit Windenergie? Tatsächlich bleibt
auch diese nicht unbeeinflusst von den Auswirkungen einer
Sonnenfinsternis. Hintergrund sind Zusammenhänge der Luftzirkulation
in Abhängigkeit von der Luft- bzw. Oberflächentemperatur der Erde.
Diese Temperaturen ändern sich während einer Verdunkelung der
Sonne, wobei hier die Bewölkung eine weitere Rolle spielt. Sowohl
für die Sofi 2015 (ca. 200 MW weniger im Laufe von ca. einer
Stunde), als auch in 2021 konnten Einbußen verzeichnet werden.
Folglich können Windkraftanlagen den temporären Stromverlust bei
Solaranlagen nur bedingt ausgleichen. Für den weiteren Ausbau der
erneuerbaren Energien und eines resistenten und resilienten
Stromnetzes sind diese Effekte zu berücksichtigen. Andere
umweltfreundliche Energieträger und höhere Speicherkapazitäten
können hier Abhilfe schaffen. Auch ein weiterführendes Monitoring
der Auswirkungen auf Sonnen- und Windkraftanlagen ist notwendig. So
wurden bei der SoFi am 8. April die Auswirkungen auf das
US-amerikanische Stromnetz live beobachtet. Über einen möglichen
Stromausfall während einer Sonnenfinsternis brauchen Sie sich aber
keine Sorgen zu machen, diese Situation ist bisher nicht eingetreten.
Sie können sich also voll und ganz auf dieses spektakuläre
Naturspiel konzentrieren – aber immer mit dem richtigen
Augenschutz! Mit sternen- und sonnenfreundlichen Grüßen, Josefine
Liebisch, Vereinsmitglied
Quellen: European
Network of Transmission System Operators for Electricity (entsoe):
Solar Eclipse 2015, Impact Analysis, February 2015. www.entsoe.eu Harrison,
Giles and Gray, Suzanne: The weather's response to a solar eclipse.
In: Astronomy
& Geophysics,
Volume 58, Issue 4, August 2017, pages 4.11–4.16. DOI:
https://doi.org/10.1093/astrogeo/atx135Hanna, Edward et al. :
Meteorological effects and impacts of the 10 June 2021 solar eclipse
over the British Isles, Iceland and Greenland. In: Weather
of the Royal Meteorological Society, Volume 78, Issue 5, May 2023,
pages 124-135. DOI: https://doi.org/10.1002/wea.4175
North
American Electric Reliability Corporation (NREL): 2024 Total Solar
Eclipse Grid Impact Study.
https://www.nrel.gov/grid/2024-total-solar-eclipse-grid-impact-study-webinar.html
Vorankündigung für Mai 2024
Vortragsabend am 13.05.2024 um 19.00 Uhr
mit Herrn Dr. Stefani, HZDR, zum Thema
"Der
Dynamo der Sonne und das Klima der Erde"
Bis dahin grüßt Sie herzlich Renate Franz